Die Bedeutung der Textilindustrie für Mahatma Gandhi

Mahatma Gandhi, der Anführer der indischen Unabhängigkeitsbewegung, ist vor allem für seinen gewaltfreien Widerstand gegen die britische Kolonialherrschaft bekannt. Doch wusstest Du, dass die Textilindustrie eine zentrale Rolle in seinem Leben und seinem Kampf spielte?  


In diesem Beitrag tauchen wir ein in die Welt von Gandhi und seine besondere Beziehung zu Textilien.

Der Ursprung der Bewegung

Gandhi wurde im Bundesstaat Gujarat, in dem wir viele Jahrzehnte später die Produktionsstätte unserer wunderbar weichen Tragetüchern fanden, in eine Familie von Webern geboren. Er wuchs in einem Umfeld auf, in dem die (traditionelle) Textilherstellung einen hohen Stellenwert hatte. Seine Erfahrungen, die er umgeben von vielen Webstühlen machte, beeinflussten sein Verständnis von wirtschaftlicher Unabhängigkeit und Selbstversorgung. Schon früh erkannte er, dass die Förderung der indischen Textilproduktion ein wichtiger Schritt für die wirtschaftliche Unabhängigkeit seines Landes sein könnte.

Kampf für Swadeshi

Während seiner Unabhängigkeitsbewegung setzte sich Gandhi für die sogenannte Swadeshi (abgeleitet aus dem Sanskrit: „swa“ – selbst, „desh“ – Land: eigenes Land) Bewegung ein, die zur Ablehnung britischer Textilwaren aufrief. Dadurch erhoffte man sich die Stärkung der heimischen Textilproduktion. 

Gandhi forderte seine Mitkämpfer*innen dazu auf, handgefertigte indische Kleidung, aus den sogenannten Khadi-Stoffen, zu tragen und britische Textilprodukte zu boykottieren

“THERE IS NO BEAUTY IN THE FINEST CLOTH IF IT MAKES HUNGER AND UNHAPPINESS.” – MAHATMA GANDHI

Der Kampf für Swadeshi wurde zu einem Schlüsselaspekt seines Kampfes für Indiens Unabhängigkeit.  Ein wichtiger Aspekt war für ihn auch die Nachhaltigkeit der Khadi-Stoffe, die traditionell aus Baumwolle, Wolle oder Seide gewebt werden. Da keine Maschinerie für die Herstellung gebraucht wird, ist der ökologische Fußabdruck der Stoffe sehr gering. Zudem sorgt diese Webart dafür, dass die Kleidung atmungsaktiv ist, im Winter wärmt und im Sommer kühlt. Gandhi selbst kleidete sich bis zu seinem Lebensende nur in handgewebten, indischen Stoffen - auch um seine Verbundenheit mit allen indischen Menschen zu zeigen. Bis heute werden für die offiziellen indischen Flaggen nur Khadi-Stoffe verwendet. 

“IF WE HAVE THE KHADI SPIRIT IN US, WE WOULD SURROUND OURSELVES WITH SIMPLICITY IN EVERY WALK OF LIFE.” - MAHATMA GANDHI

 

Die Charkha als Symbol des Widerstands

Khadi-Stoffe werden mit von Hand gesponnenen Fäden hergestellt. Durch die Swadeshi Bewegung wurde der Charkha, dem Spinnrad, eine wichtige Rolle gemein, denn sie wurde als Symbol des gewaltfreien Widerstandes genutzt. Gandhi setzte sich oft an die Charkha, um Baumwolle zu spinnen, und ermutigte andere, es ihm gleichzutun. Dies war nicht nur symbolisches Verhalten, sondern auch ein Aufruf Gandhis zur Selbstversorgung und Ablehnung industriell gefertigter Textilien. Viele Menschen taten es Gandhi gleich und sponnen sich so, Faden für Faden,  ihren Weg in die indische Freiheit. 

I BELIEVE THAT WHERE THERE IS PURE AND ACTIVE LOVE FOR THE POOR THERE IS GOD ALSO. I SEE GOD IN EVERY THREAD THAT I DRAW ON THE SPINNING WHEEL. - MAHATMA GANDHI

Funfact: Auf dem Entwurf der ersten indischen Flagge fand sich die traditionelle Charkha, mit der Gandhi seine Friedensbewegung symbolisierte.

Wirtschaftliche Unabhängigkeit und Selbstversorgung

Für Gandhi war die Textilindustrie der Schlüssel zur wirtschaftlichen Unabhängigkeit und Selbstversorgung Indiens. Er war sich sicher, dass sein Heimatland weniger von ausländischen Mächten abhängig wäre, wenn die Menschen sich ein eigenes wirtschaftliches Standbein in Form der Textilindustrie schaffen würden. Diese Idee trug letztendlich dazu bei, dass die Swaraj, also die Selbstherrschaft, ein zentrales Element der Swadeshi Bewegung wurde. 

Ein Erbe, das weiterlebt

Die Textilindustrie war entscheidend in Gandhis Leben und im Kampf für die Unabhängigkeit Indiens. Seine Bemühungen, die einheimische Textilproduktion zu fördern und die Menschen zur Selbstversorgung zu ermutigen, waren eng mit seinem Streben nach Unabhängigkeit und Selbstbestimmung verbunden. Gandhi bleibt ein Symbol für die Bedeutung der Textilindustrie in Bezug auf wirtschaftliche Unabhängigkeit, Selbstversorgung und kulturelle Identität.

Gandhis Einfluss auf die Textilindustrie ist bis heute spürbar: In Indien, so wie in vielen anderen Ländern, werden handgefertigte Textilien weiterhin sehr geschätzt und gefördert. Ideale und Werte der Selbstversorgung, sowie die Ablehnung der Massenproduktion sind wichtige Erben Gandhis, die mit zunehmender Globalisierung immer mehr an Bedeutung gewinnen. 

Die Verwobenheit der indischen Unabhängigkeit mit der Textilherstellung ist uns auf der Suche nach unserem Produktionsstandort besonders im Hinterkopf geblieben. Durch die traditionelle Herstellung unserer Wolle und das manuelle Weben der Stoffe wird aus jedem unserer Produkte ein greifbares Element der geschichtsträchtigen Handwerkskunst Indiens.

 

 

Quellen: 
https://www.britannica.com/biography/Mahatma-Gandhi
https://economictimes.indiatimes.com/magazines/panache/web-stories/evolution-of-the-national-flag-things-an-indian-should-know/slideshow/93449922.cms
https://vinosupraja.com/blogs/news/gandhi-s-khadi-movement-uniting-people-fashion-and-freedom
https://www.indiatoday.in/education-today/gk-and-current-affairs/story/swadeshi-movement-286966-2015-08-07
https://thewire.in/politics/gandhi-modi-spinning-wheel-charkha

 

 

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